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Lutz von Nordheim

Historische Berufe der Handfeuerwaffenfertigung

Der BüchsenschmiedBereits im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts setzte die Entwicklung und Fertigung von Handfeuerwaffen ein. Vorwiegend Schlosser, Schmiede und Gießer stellten sogenannte Stangen- und Hakenbüchsen her. Hinzu kamen die Sporer. Die ständige konstruktive Verbesserung der Waffen führte zur Spezialisierung des Handwerks und einer immer rentabler werdenden Herstellung von Einzelteilen und Baugruppen. Das wiederum führte zur Herausbildung spezieller Berufe. In der ersten Hälfte des 20. Jh. erreichte diese Entwicklung ihren Höhepunkt. Danach verdrängte die Einführung maschineller Fertigungsverfahren viele handwerkliche Tätigkeiten und Berufe wieder. So gibt es heute keine Rohrmacher, Systemmacher und Büchsenschäfter mehr, sondern nur noch Büchsenmacher. Deren Ausbildung orientiert sich an den modernen Fertingungsmethoden und durchläuft in Form von Lehrgängen die ehemaligen Ausbildungsberufe.

Die handwerkliche Herstellung von Waffen prägte unser Territorium über Jahrhunderte. Die Waffenhandwerker selbst waren in Innungen (Meister) und die Gesellschaft (Gesellen) verschiedenster Konstellation zusammengeschlossen. Der Büchsenmacher diente als Oberbegriff, unter dem die Rohrmacher, Rohrverschrauber, Systemmacher, Schloss- und Stechermacher und Garniturmacher zusammengefasst waren. Daneben gab es zeitweise Rohrschmiede, Schäfter und Graveure in eigenen Innungen.

Das Büchsenmacherleben begann meist schon als Laufbursche im Dienste  eines Meisters. Daran schloss sich die mehrjährige Lehrzeit an, die mit der Gesellenprüfung und der Lossprechung abschloss.

Theoretisches Wissen wurde s.Zt. ausschließlich in der Werkstatt des Meisters vermittelt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden nun aber auch schon Ansätze für eine spezielle theoretische Ausbildung - zuerst eine Sonntagsschule, später eine Zeichenschule, schließlich eine Gewerbeschule und letztlich eine Fachschule für Büchsenmacher, Schäfter und Graveure. Im Laufe des 20. Jahrhunderts fand die theoretische Ausbildung der Lehrlinge dann in Berufsschulen statt.

Wollte ein Geselle Meister werden, musste er sich nach den Regeln des Handwerks über eine gewisse Zeit auf die "Walz" begeben. Erst nach Rückkehr von der Wanderschaft konnte er Stückmeister werden und kam nach erfolgreich bestandener Prüfung schließlich zu Büchsenmacher-Meisterehren.   

Die berufliche Laufbahn war damit am Ziel angelangt. Den Anerkanntesten standen nun die zeitweise auszuübenden Wahlfunktionen innerhalb der Innung offen, wie z.B. als Obermeister, Beisitzer, Beschussmeister oder Beschaumeister.

  
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